Ausbilden macht Spaß

„Sehr geehrte Frau XY, nachdem ich in diesem Jahr die Mittlere Reife erreicht habe, würde ich gern bei Ihnen eine Ausbildung zum Industriekaufmann machen …“
Diese Initiativbewerbung eines jungen Mannes löste bei mir und meinen Teamkollegen eine Diskussion aus: Wir hatten schon längere Zeit keine Azubis mehr. Manche von uns waren dagegen, das zu ändern: „Wer soll sich um den Auszubildenden kümmern? Das ist viel Arbeit! Haben wir die Kapazitäten, um ihm eine gute Ausbildung zu garantieren? Trauen wir uns das zu?“
Soll Heiler Glasbau wieder ausbilden? Warum ich ein entschiedenes JA! gesagt habe?

Auszubildende sind die Zukunft
Ich persönlich finde grundsätzlich: Für jedes Unternehmen sind Auszubildende die Zukunft. Ich möchte ja, dass auch in 20 oder 30 Jahren noch gute und engagierte Leute bei Heiler arbeiten, die die Tradition unseres Unternehmens weiterführen.
Und ich weiß um den Mangel an Fachkräften, der überall in unserer Wirtschaft herrscht. Woher aber sollen die kommen? Da müssen wir schon selbst etwas tun. Viele Unternehmen klagen darüber, dass die jungen Leute alle an die Uni wollen, statt eine Lehre zu machen. ‚Und jetzt bewirbt sich einer dieser jungen Leute bei uns. Da müssen wir doch zugreifen’, dachte ich. Gerade wir!

Zeigen, wie der Hase läuft
Glas ist nun einmal ein sehr spezifisches Produkt. Ich kenne nicht viele, die sich damit und was man alles daraus machen kann, auskennen. Ich fand, diese Bewerbung war eine einmalige Chance, jemandem von der Pike auf alles beizubringen, was man über Glas und seine Anwendungsmöglichkeiten wissen muss. „Am Ende“, sagte ich zu meinen Kollegen, „haben wir dann eine Verstärkung für unser Team, die wirklich weiß, wie der Hase bei uns läuft.“ Und mit Letzterem meinte ich noch etwas anderes.

Unsere Art zu arbeiten weitergeben
Denn auch, was die Unternehmenskultur betrifft, läuft bei uns der Hase ja anders als in den meisten anderen Unternehmen. Ich finde es toll, in unserer hierarchiefreien, ganz auf Teamarbeit und Selbstverantwortung ausgerichteten Firma zu arbeiten. So etwas gibt es ja nur ganz selten. Wie toll müsste es deshalb sein, einen jungen Menschen in diese Art des Arbeitens einzuführen!
Aber ich hatte auch noch einen ganz egoistischen Grund:

Ausbilden macht mir Spaß
Ich habe zwei Kinder von 16 und 18 Jahren. Also genau in dem Alter, in dem man eine Ausbildung beginnt. Und deshalb weiß ich, wie Jugendliche ticken und ich weiß mit ihnen umzugehen. Also hatte ich keine Angst vor dieser Herausforderung. Ganz im Gegenteil: Ausbilden macht mir Spaß. Auch wenn es viel Arbeit ist und mir neben meinen ‚eigentlichen‘ Aufgaben manchmal fast unmöglich scheint. Und so habe mich auch gleich als Ausbilderin angeboten.
Lange Rede, kurzer Sinn: Seit einem Jahr haben wir bei Heiler Glasbau seit Langem wieder einen Auszubildenden.

Nicole Hagedorn

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